Freitag, 22. August 2014

Auf Messers Schneide


Heute habe ich irgendwo im WWW ein Zitat von Edith Stein gelesen:
Jeder von uns steht auf des Messers Schneide zwischen dem Nichts und der Fülle des göttlichen Lebens.
Es gibt ja solche Sätze, die man so oder ähnlich schon oft gehört hat, ohne ihren Inhalt wirklich aufzunehmen, und dann plötzlich schlagen sie zu. So wie jetzt.

"Jeder", hat sie gesagt. Eben. "Jeder", damit bin ja auch ich gemeint.

Das ist das Große und zugleich Schreckliche an unserem freien Willen: Wir können uns entscheiden - für das Leben,  oder dagegen. Und was ist, wenn uns das nie klar wird? Wenn wir das Nichts wählen, weil uns der Weg dorthin so schmackhaft gemacht wird, dass wir gar nicht mehr erkennen, wohin er  führt? Wenn die Welt so lautstark auf uns eindringt, dass wir die leise Stimme überhören, die uns zum Leben rufen möchte? Wenn wir so sehr mit uns und den vermeintlich wichtigen Dingen beschäftigt sind, dass wir Gott sozusagen "aufschieben"?

Ich muss erst mal... zur Arbeit gehen, einkaufen, kochen, putzen, aufräumen, meine Steuererklärung machen, noch ein Geburtstagsgeschenk besorgen...
Ich will noch... die Emails beantworten, die Tagesschau sehen, die Freundin anrufen, die Zeitung lesen, das Buch beenden, shoppen gehen, Farmville spielen...
Ich brauche... genau DIESE Schuhe, die Marc Cain Bluse, das neue Parfum, mein Ausschlafen am Sonntag, meine Ruhe...

Alles ganz wichtig. Aber sobald das alles erledigt und abgehakt ist - dann habe ich die nötige Zeit und Ruhe; dann kann ich mich endlich mit der Frage auseinandersetzen, ob mein Leben eigentlich auf dem richtigen Weg ist.

Lasse ich mich führen, oder werde ich ver-führt?

Gerade hätte ich eigentlich die Ruhe, mal darüber nachzudenken, denn alles ist erledigt und abgehakt. Aber nun bin ich müde. Morgen ist ja ein neuer Tag. Sobald dann alles erledigt ist... Es eilt ja nicht.

Wirklich nicht?

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