Montag, 2. März 2015

Nochmal zur Fastenzeit - ein Dialog

Mein Beitrag zur beginnenden Fastenzeit hat eine Freundin zu einer Email veranlasst, aus der folgender Dialog entstand, den ich so wertvoll finde, dass ich ihn hier teilen möchte:

Die Freundin schrieb:
Vor ein paar Jahren habe ich es einmal so gemacht: Ich machte eine Liste mit Dingen, die mir wirklich gut tun. Der gute Gotte will ja, dass ich mir gut tue, Gutes tue. Es geht ihm nicht um Opfer. Täglich habe ich dann angekreuzt, was ich davon verwirklicht habe. Das Ergebnis unter dem Strich war dann: Ein wenig mehr Selbsterkenntnis, ein wenig mehr Struktur im Alltag.
Und beim ein oder anderen Punkt bin ich dann sogar ein wenig am Ball geblieben. Verzicht wegen der Pfunde? Nein, die Ersatzbefriedigung, die mir nicht gut tut, kann ich auch an der Waage ablesen!
Was hältst du davon? 
Eine Weile musste ich darauf herumdenken, ehe ich darauf geantwortet habe:
Ich habe ein bisschen nachdenken müssen, was du meintest. Weil ich es erst nicht verstand. Weil ich dachte "aber das ist doch gerade das Problem, dass wir stets egoistisch nur das tun wollen, was uns gut tut". Dann habe ich verstanden: Nein, wir tun nicht ständig das, was uns gut tut - wir tun ständig das, was wir WOLLEN, also das, wonach uns gerade ist. Das ist aber nicht das gleiche. 
Verstehe ich dich richtig?
Nehmen wir mal an, ich wäre Raucher (ja, ja, ich weiß, bei dir ein heikles Thema *grins* aber ich ziehe das Beispiel trotzdem mal heran) oder Alkoholiker, oder Diabetiker. Was ich WILL, ist dann die Zigarette, ist der Schnaps, ist die Tafel Schokolade. Aber es ist nicht das, was mir gut tut. 
Und jetzt verstehe ich, denke ich, was du mit der Selbsterkenntnis meinst. Das, was mir wirklich gut tut, das sind seltsamerweise oft die Dinge, die ich am seltensten tue. 
Es tut mir gut, den Computer auszuschalten und ein Buch zu lesen.Es tut mir gut, täglich mindestens einen Teil des Rosenkranzes zu beten.Es tut mir gut, die Schokolade gegen einen Apfel auszutauschen (nicht mit Blick auf die Waage, sondern mit Blick auf meine Gesundheit) Das sind nur die vordergründigen Dinge, die mir spontan einfallen. Es könnte aber interessant sein, das zu vertiefen. Danke für den Gedanken. 
Worauf ich zur Antwort erhielt:

Genau! Und dann bekommt der Begriff Opfer keinen negativen Touch im Sinne von "ich armes Opfer" oder im Verständnis einer pharisäischen Heuchelei: "Ich opfere mehr als..." Es ist das Unsympathische an der "rechten so schrecklich Frommen". 
Es ist genau wie beim Gottes-Dienst. Der sich diesbezüglich nachkonzilar ausgebreitete Unsinn fußt ja darauf, dass wir Gott mit Events dienen anstatt den Dienst Gottes an uns dankbar und froh annehmen. Gott ist nie nur unser Arbeitgeber, sondern viel öfter unser Arbeitnehmer. 
Was meinst Du?
 Ja, was meint ihr? Ich finde den Gedanken jedenfalls sehr gut.

1 Kommentar:

  1. Wow.... dass sind ganz tolle Gedanken !!!!! meint Luzia ;-)

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