Donnerstag, 9. April 2015

Leidartikel - oder: Och nöööö...

Ein Leitartikel soll und darf die Beiträge zum Tagesgeschehen kommentieren. Nur mag man manchmal doch anraten, vor dem Niederschreiben des Kommentars folgende vier Punkte abzuhaken:

  1. Beitrag lesen
  2. Beitrag noch mal lesen
  3. Über Beitrag nachdenken
  4. Eigene Denk- und Gefühlsautomatismen einer Prüfung unterziehen.
Ansonsten riskiert man, dem abgeneigten Leser einen solchen *** vorzusetzen:

Unser Leidartikelverfasser fühlt sich zur Verteidigung unschuldiger Lufthansa-Uniformen aufgerufen. Denn gemäß seiner Lesart des Beitrags zur anstehenden zentralen Trauerfeier für den Germanwings-Absturz erfahren diese unschuldigen Uniformen Ächtung und Diskriminierung.

Ächtung, weil sie auf der Trauerfeier im Kölner Dom nicht geduldet werden.
Diskriminierung, weil gleichzeitig Uniformen von Polizisten und Feuerwehrmännern ausdrücklich erlaubt seien.

(Kleiner Einschub: Es gibt übrigens auch FeuerwehrFRAUEN, lieber Herr Leidartikelschreiber - wenn wir denn schon die Diskriminierungskeule aus dem Schrank holen wollen!)

Und natürlich weitet unser Verfasser Ächtung und Diskriminierung auf die Lufthansa-Mitarbeiter aus. Wenn man sich schon zum Verteidiger der Verfolgten und Entrechteten aufschwingt, muss schon mehr als nur ein Stückerl Stoff dahinterstehen.

Fein. Man KÖNNTE jetzt natürlich sagen: Recht hat er! Das geht ja wirklich gar nicht!

Man KÖNNTE auch den von ihm kommentieren Beitrag einfach noch mal in Ruhe lesen und schauen, ob wir da nicht vielleicht mal die heiße Luft ablassen können:

Schauen wir mal:
  1. Die Lufthansa-Uniformen werden durchaus geduldet (und verboten werden sie schon mal gleich gar nicht). Es handelt sich stattdessen um eine EMPFEHLUNG der Staatskanzlei.
  2. Zu dieser EMPFEHLUNG hatten Psychologen geraten, die sich Sorgen um die trauernden Angehörigen machen, da sie befürchten, die Uniformen des Flugpersonals könnte für diese eine zusätzliche nervliche Belastung sein.
  3. Ein solches Problem sieht man bei anderen Uniformen (Polizei oder Feuerwehr) verständlicherweise nicht. 
Punkt. Das ist alles.

Der Verfasser unseres Leidartikels sieht in diesem Vorgehen eine unzumutbare Diskrimierung, eine Ächtung der Lufthansa- und Germanwingsmitarbeiter, eine Verurteilung Unschuldiger.

Ich sehe darin nur die Empfehlung an jene Mitarbeiter von Lufthansa und Germanwings, welche die Trauerfeier besuchen möchten, ihre Uniformen zu Hause zu lassen, und zwar mit Rücksicht auf die trauernden Angehörigen, für die dieser Anblick noch eine zusätzliche und schmerzliche Erinnerung sein könnte.

Der Sturm im Wasserglas, den unser Verfasser daraus macht, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Aber über irgendwas muss man sich ja heute aufregen. Und "Diskrimierung" klingt als Schlagwort immer gut.



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