Dienstag, 5. Januar 2016

Köln, und kein Ende

Eigentlich mag ich gar nicht über Köln schreiben.

"Dann halt' doch einfach die Klappe!", mag man mir antworten.

Muss ich zu jedem Thema etwas zu sagen haben, nur weil es gerade die Medien beherrscht? Nein, sicher nicht.

Aber ich bin verwirrt, und zugleich zornig, traurig, und ja, auch verängstigt über das, was seit zwei Tagen mehr und mehr über die Geschehnisse in der Silvesternacht in Köln und anderen deutschen Großstädten zutage tritt.

Ich lese die Berichte, schaue die Nachrichten, höre die Augenzeugen, und nehme die Stürme der Entrüstung wahr, die über die Medienlandschaft fegen. Ich kann es nicht fassen. Aber ich will nicht einstimmen in die schnellen Be- und Verurteilungen. Ich will nicht teilnehmen am Geschrei der Massen.

Schweigen aber geht auch nicht.

Ich frage mich stattdessen zum Beispiel: Wie geht es mir als Frau dabei?

In den Berichten heißt es, einzelne Frauen seien von Männergruppen eingeschlossen, im schlimmsten Maße sexuell belästigt, begrapscht und erniedrigt worden, und anschließend habe man sie beraubt. Geld, Handtasche, Handy - alles sei anschließend weg gewesen.

Einschließlich ihrer Würde. Die hat man ihnen als erstes genommen.

Ich will nicht nach einem Aufschrei rufen. Aber ich zweifle doch arg am Verstand Frau Rekers, die uns Frauen nahelegt, wir sollten in solchen Situationen "eine Armeslänge" Abstand zu "Fremden" halten.

Ich könnte jetzt eine Wutrede darüber halten, welche Arten von Kleidungs- und Verhaltensmaßregeln uns Frauen in der Vergangenheit schon mit auf den Weg gegeben wurden - immer auch mit dem darüber schwebenden, unausgesprochenen "selber Schuld", wenn eben doch etwas "passiert" war. Stattdessen möchte ich eine Frage stellen: Ist es richtig, einem potentiellen Opfer sexueller Gewalt präventive Verhaltensmaßregeln geben zu wollen? Denn: Wenn es sich nicht daran hält, verringert dies dann die Schuld des Täters?

Bezeichnend finde ich in diesem Zusammenhang, dass es anfangs nur wenige Anzeigen waren, die erst jetzt, nach Tagen, auf 90 Stück angewachsen sind. Warum? Hatten die Frauen zuviel Angst, sich zu melden? Oder war es einfach nur so, dass sie sich aus frührer Erfahrung sagten "Bringt doch eh nichts."?

Ich könnte auch in die Schreie "Flüchtlinge raus!" einstimmen. Das wäre zwar Blödsinn, aber genügend Leute werden es tun, und tun es auch jetzt schon. Dass es sich bei der organisierten Kriminalität der Silvesternacht um - wie es bisher den Anschein hat - schon länger in Deutschland befindliche Asylbewerber aus Nordafrika handelt (die, angesichts der dortigen politischen Lage, wohl eher nicht vor Verfolgung und Tod geflohen sind), und nicht um gerade erst in Deutschland angekommene Kriegsflüchtlinge aus Syrien, nun ja, wen juckt schon so ein feiner Unterschied.

Also müsste ich - wie es ebenfalls jetzt zuhauf geschieht - zu einer glühenden Verteidigungsrede aller im Land befindlichen Flüchtlinge und Asylbewerber ansetzen. Weil, naja, so wegen der rechten Keule, die man sonst so schnell im Nacken fühlt. Aber warum sollte ich? Unter den Flüchtlingen und unter den Asylbewerbern gibt es auch Verbrecher. Und es gibt auch solche darunter, die das deutsche Sozialsystem ausnutzen wollen. Die nicht gewillt sind, ihr importiertes Manns-Bild der deutschen Gleichberechtigung unterzuordnen. Und wenn solche Leute Straftaten wie in der Silvesternacht verüben, dann müssen sie gehen. Schnellstens. Punkt. Das ist keine Ausländerfeindlichkeit, sondern das ist angewandter Rechtsstaat.

Deutsche, die sich so benehmen, gehören ins Gefängnis.
Gäste, die sich so benehmen, wirft man aus dem Haus.

Meine Fragen nach dem Wieso sind damit aber nicht beantwortet. Ich stehe fassungslos vor einer hundertfach auftretenden und gewälttätigen Frauenverachtung, die mir körperliche Übelkeit bereitet. Ich kämpfe mit meiner Wut. Es wird noch ein langer Kampf werden.

5 Kommentare:

  1. Es handelt sich um einen Terror - Anschlag. Ob Terror mit Bomben, Schusswaffen oder mit grapschenden schändenden Händen verübt wird - das ist egal. Danke für den ehrlichen Artikel!

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  2. Danke für diesen sehr gut formulierten Artikel. Mir drängt sich auch der Gedanke auf, dass es sich um einen Anschlag auf unsere Gesellschaft handelt. Diese Vorgehensweise ist mit wenig Aufwand der Täter verbunden und äußerst effektiv. Sie suggeriert uns Frauen nirgendwo gegen Übergriffe sicher zu sein. Sie schürt die Angst vor Überfremdung bei Personen, die bisher offen gegenüber der Flüchtlingspolitik waren. Wir können uns nur schützen, indem wir Frauen die Augen offen halten und uns gegenseitig helfen, einmischen, eingreifen und alle die Hemmschwelle überwinden, dass uns das Gesehene evtl. nichts angeht.

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  3. Kriegsflüchtlinge sind tatsächlich die wenigsten Migranten (denn das sind die Neuankömmlinge), da die Mehrheit auch der Syrer aus Lagern in sicheren Ländern stammt, für die die USA und Saudi Arabien die Unterhaltszahlungen eingestellt haben.

    Bei den Köln-Tätern handelt es sich vielleicht auch um gefrustete Illegale, deren Abschiebung bald bevorsteht …? Asylantragspapiere hat man ja bei einigen Arrestierten gefunden. Angeblich organsiertes Verbrechen und Antanz-Masche: Eher nicht, da 3/4 sexuelle Attacken gegenüber nur 1/4 Diebstahlsdelikten dagegensprechen.
    Es ist überwiegend der Hass auf unser liberales System, in dem die Macho-Prinzchen der patrichal-muslimischen Wertordnung nicht zum Zuge kommen, da greift man doch lieber zur Selbstbedienung und Demütigung. Denn letzteres ist wohl die wahre Absicht hinter solchen Aktionen.
    Da kann ich nur sagen: Frauen bewaffnet Euch (Pfefferspray. Taser etc.)und tretet solchen Bürschchen (feige sind sie nämlich) mutig entgegen! Nicht auf Armlänge, sondern wie bei Raubtieren auf Augenhöhe. NICHT einschüchtern lassen!
    Wir sind keine Kaninchen!
    Wo sind die wahren Feministinnen geblieben - meine Generation hatte da schon eher eine kämpferische Einstellung. Wir brauchten auch keine Quoten-Tussis.

    Nur wenn wir unser Recht in die eigene Hand nehmen, werden diese Typen zurückweichen.
    Polizei, Politik … glaubt Ihr, dass wir da Schutz bekommen? Da werden wir noch als Täterinnen hingestellt: "Freche halbnackte Schlampe nötigt wehrlos-naive Männer mit Migrationshintergrund zum Grabschen und zwingt ihnen noch Geldbörse und Handy auf."


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    1. Anmerkung:
      Ich habe diesen Kommentar freigeschaltet. Er entspricht in Ton und Inhalt nicht meiner Überzeugung, soll aber hier zu Wort kommen dürfen.

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  4. "Eigentlich mag ich gar nicht über Köln schreiben." Ätsch! Ich kann es mir leisten, ungefragt dazu zu schweigen! Doch finde ich es gut, das Du es nicht tust, Heike!

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