Montag, 22. Mai 2017

Das große Jammern einer Kommunionmutter

Wenn eine FAZ-Redakteurin Kommunionmutter wird, dann wird sie darüber schreiben:

(Nachzulesen HIER )

Genauer gesag wird sie das gleiche tun, was das Gros der Kommunionmütter tut, nur eloquenter und mit einer größeren Verbreitung:

Sie wird jammern.

Und schlimmer noch: Sie wird die Fehler im "System" bei allen suchen (und finden), außer bei sich selber.

Schauen wir uns das doch einmal etwas genauer an:

Der autoritäre Pfarrer

Dass der Pfarrer der Gemeinde schon beim ersten Infoabend sehr autoritär daherkommt - geschenkt. Das mag stimmen, oder auch nicht, eine solche Einschätzung ist Ansichtssache. Interessanter finde ich die Aussage unserer Kommunionmutter (im Folgenden der Einfachheit halber mit KoMu abgekürzt):
"Autoritär kündigt er zwölf Pflichttermine an, darunter das verbindliche Beichtgespräch und vorher jeweils den Gottesdienst. Es herrsche Anwesenheitspflicht, sonst werde das Kind nicht zur Erstkommunion zugelassen!"
Autoritär! Nein, autoritär darf ein Pfarrer natürlich nicht sein; wo kämen wir denn da hin! Und dann verordnet er auch noch "Pflichttermine" und "Anwesenheitspflicht".

Hm.... vielleicht sollte jemand unserer KoMu erklären, wie viele Kinder ohne solche "Pflichten" zu ihrer Erstkommunion erscheinen würden und vorher nie die Kirche von innen gesehen hätten.

Wir erfahren, wie die armen Eltern ganz klein wurden auf ihren Pfarrsaalstühlen, ob solch klerikaler Autoritätsausübung. Fast sieht man es bildlich vor sich: Die Mamas und Papas, die sich zitternd und bebend im autoritären Kanonendonner der Pfarrerstimme unter den Tischen verkriechen.

Sind das die gleichen Eltern, vor deren Besuchen heute schon Grundschullehrer Angstzustände bekommen, weil sie von diesen beschimpft, bedroht und mit Klageschriften überzogen werden, wenn der Sohn oder die Tochter eine wohlverdiente "5" erhalten hat?

Sei's drum.

"katholisch sozialisiert"

Von sich selber sagt unsere KoMu, sie sei "katholisch sozialisiert". Sie glaubt an Gott, aber nicht so sehr an die Kirche. Und ihr Mann hält als "bekennder Agnostiker" Gott ja immerhin noch für möglich. Der Sohn soll sich in beiderseitigem Einverständnis, wegen der bewegten politischen Zeiten,  der Orientierung, und  unserer christlichen Kultur, jedenfalls mit der Religion auseinandersetzen.

Mit Religion auseinandersetzen....

Naja, kann man so machen...

Aber keiner macht es recht. Jedenfalls nicht in den Augen unserer KoMu.

Die dumme Erzieherin

Die "Bibel-Viertelstündchen" der Erzieherin im Kindergarten machten nicht etwa einen frommen Katholiken aus dem Sohn, wie die dumme Erzieherin wohl glaubte, sondern weckten nur dessen "kindliche Faszination an grenzwertigen Gruselthemen".

Lustigerweise hörte ich erst gestern die Geschichte eines Mannes über seine Kinderbibel, die er sich genau deshalb ausgesucht hatte, weil sie nicht den üblichen süßlichen Kinderbibelkitsch anbot, sondern in ihren Illustrationen seine "kindliche Faszination an grenzwertigen Gruselthemen" hervorrief. Oder in einfachen Worten: Die Bibel war einfach cool! Dieser Mann ist heute übrigens gläubiger Christ.

Gottesdienste ohne Lametta

Nächster Klagepunkt sind die Gottesdienste. Der Pfarrer spricht mit osteuropäischem Akzent. Seine Messe ist feierlich, aber Tiefgang hätten seine Predigten selten.

Ach je. Mehr Tiefgang. Und früher war mehr Lametta, gell?

Ok, sachlich bleiben. *amRiemenreiß* Also einmal sachlich gefragt: Kann es sein, dass eine Predigt, der eine FAZ-Redakteurin "Tiefgang" zugestehen würde, für das restliche Kirchenvolk weitestgehend unverständlich bliebe?

Aber gut - gehen wir einfach mal davon aus, dass es stimmt: Der Pfarrer versteht es nicht, die Kinder, oder vielleicht sogar die ganze Gemeinde, zu "packen". Seine Gottesdienste und Messen sind nicht dazu angetan, die Kinder für die Kirche zu gewinnen. Sagen wir also einfach mal: Isso.

Die Zumutung

Aber nun wird es spannend: Unsere KoMu schreibt, Freunde hätten andernorts mehr Glück und würden von "sympatischen Pfarrern" und "kindgerechten Predigten" erzählen. "Pech gehabt", sagt man ihr, in Bezug auf ihren eigenen Pfarrer. Aber sie erfährt auch von der "charismatischen Religionslehrerin" (ach, nee, ich frag' jetzt besser nicht), dass es einen Pfarrer "B" gäbe, dessen großartige Kindergottesdienste man unbedingt empfehlen könne.
"Der predigt leider eine halbe Autostunde von uns entfernt."

Ja, das ist jetzt blöd. Klar, unsere KoMu möchte unbedingt, dass ihr Sohn sich mit Religion auseinandersetzt, so von wegen der Kultur und den politischen Zeiten und überhaupt, und er soll auch gerne zur Kirche gehen wollen. Aber dafür jetzt gleich eine ganze halbe Stunde Autofahrt? Das geht natürlich zu weit. Solche Strapazen kann man als Christ nicht auf sich nehmen müssen, nur, um einen guten Gottesdienst mitfeiern zu können.

Kann man nicht?

Och, ich kenne da einige, die können das sehr wohl.
Früher bestand die Zumutung des Christentums darin, das Kreuz auf sich zu nehmen. Heute sind wir schon mit einer halben Stunden Autofahrt überfordert.

Legosteine - oder: Wie man es richtig macht


Sorge bereitet mir auch, wie in der Vorstellung unserer KoMu denn ein "großartiger Kindergottesdienst" aussehen mag. Wenn ich bei ihr von Legosteinen lese, die zum Altar gebracht werden, von Engelmädchen beim Krippenspiel, von "wir sind und bauen Kirche" (da überfällt mich sogleich eine gänsehautproduzierende Reminiszenz an eine bestimmte *hüstel* christliche Gruppierung), so lässt mich das allerdings nichts Gutes ahnen.

Kann man noch weitermachen? Ja, da gibt es noch so einiges zu bemerken, am Artikel unserer KoMu:

"Du hast doch keinen Schimmer!"

Der Kommunionunterricht im Pfarrheim taugt natürlich nichts. Die Themen seien fern der Lebenswelt der Kinder. Dass dem so ist, daran haben die Eltern natürlich keinerlei Anteil. Als der Sohn einmal in einer Hausaufgabe den Sakramenten Symbole zuordnen musste und das locker hinbekam, lesen wir die erstaunte Frage der KoMu:
„Wie das? Du hast doch keinen Schimmer?“
(Sohnemann hatte sich das Tafelbild im Unterricht eingeprägt.)
Welches Zeugnis sie sich selbst als "katholisch sozialisierte" KoMu mit dieser Frage ausstellt, scheint ihr nicht klar zu sein. Ihr Sohn, der bald zur Erstkommunion gehen wird, hat keinen Schimmer von den Sakramenten.

Aber natürlich ist das nur die Schuld des schlechten Kommunionunterrichts.

Nicht falsch verstehen - die anschließend geschilderten Versuche unserer KoMu, ihr Kind, wie sie es ausdrückt, "religiös zu begeistern", muss man anerkennen. Das ist mehr, sehr viel mehr, als von den meisten anderen KoMus zu erwarten sein dürfte.

Man meldete sich sogar zu einer Kirchenführung für die ganze Familie an. Keine Frage, diese Führung ist anscheinend wirklich suboptimal verlaufen, mit einem überforderten Pfarrgemeinderatsvorsitzenden, der es wohl nicht wirklich verstand, auf die Kinder einzugehen. Allerdings sollte man seiner Erklärung, der Turm sei renovierungsbedürftig, doch bitte Glauben schenken - ich möchte den Aufschrei hören, hätte sich ein Kind beim Aufstieg verletzt.

"Wie weltfremd die Kirche ist..."

Und doch - unsere KoMu hat doch allerlei bemerkt, das in der Kirche für die Kinder anziehend gewesen wäre, schön und geheimnisvoll, oder eben auch imposant. Weshalb hat sie gewartet, bis ihr Sohn sie zu Hause in ein Gespräch verwickelte? Als Redakteurin der FAZ traue ich ihr genügend Selbstvertrauen zu, den Ausführungen des PGR-Vorsitzenden mit gezielten Fragen und Hinweisen eine andere Richtung zu geben. Stattdessen hat sie innerlich wohl schon am entsprechenden Teil ihres Artikels geschrieben.

Und ja, die Anekdote zu ihrem Patensohn ist ein starkes Stück. Aber ein solches Kabinettstücken herzunehmen, um anzuzeigen "Wie weltfremd die Kirche ist..." - das ist ungefähr so, als würde ich mit einem Foto Donald Trumps in der Hand beweisen wollen, wie unmöglich alle Amis frisiert sind.

Das Schweigen der Mutter

Zum Ende schreibt unsere KoMu:
"Mein Sohn macht Striche im Kalender und sagt: „Gott sei Dank ist bald alles vorbei.“ Nein, mein Sohn, würde ich ihm gerne sagen: Eigentlich fängt dann etwas Neues an, denn im Glauben steckt so viel Erbauliches, Tröstliches, weil die frohe Botschaft froh machen kann, durch Krisen leitet und den Abschied geliebter Menschen erträglicher macht."
Sie WÜRDE ihm gerne sagen...? Aber warum HAT sie es ihm nicht längst gesagt? Und vorgelebt?

Und weshalb sind eigentlich immer nur die anderen Schuld?

Ich nehme ihn ihr nicht ab, ihren Artikel des Jammer(n)s.

1 Kommentar:

  1. Mich hat an dem Artikel gleich geärgert, daß der "harte Akzent" des osteuropäischen Priesters von ihr so bemängelt wurde. Da beschleicht mich der Verdacht, sie nimmt einfach irgendwas aus der Vorurteilskiste, um den armen Mann möglichst schlimm darzustellen. Warrruum auch iiimmerrr, um es mit osteuropäischem Akzent zu sagen.

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